+ Personne geht um Gesicht und Hände.

‚Personne‘ bedeutet im Französischen die Person, das Selbst. Es bedeutet auch Niemand, wie in ‚Y a personne‘ – ‚Niemand ist da‘. Die lateinischen Autoren erfanden die Etymologie ‚per sonare‘ (durchtönen). Das Wort persona bedeutet Maske: Theatermaske, tragische Maske, rituelle Maske oder Maske der Ahnen. Es ist, als ob das Wort ‚Personne‘ alle Schichten einer Identität umfassen könnte, von der Idee des guten Aussehens wie in ‚bien de sa personne‘ bis hin zum eigentlichen Selbst, in welchem sich zugleich soziale Rollen, die Persönlichkeit, eine Bühnenfigur oder ein leerer Raum ohne irgendeiner menschlichen Spur befinden können.

Zusammenarbeiten ist viel schöner, wenn man nicht an derselben Sache arbeitet.

Laurent Goldring

Im Stück geht es um die Verkörperung von Gesichtern durch Hände. Der Rest des Körpers darf verschwinden.

Isabelle Schad

+ About the Project

Personne ist das jüngste Ergebnis einer langjährigen Zusammenarbeit zwischen der Choreografin Isabelle Schad und dem bildenden Künstler Laurent Goldring. Was ihren Arbeitsprozess kennzeichnet und ihre Stücke ausmacht, ist die Tatsache, dass jeder von ihnen an etwas eigenem/anderem arbeitet.

Die Methodologie der Zusammenarbeit beschreibt Schad wie folgt: „Wir insistieren beide auf unserem Medium, statt zu versuchen, alles zu durchmischen. Dadurch wird es überhaupt erst zu einer echten Zusammenarbeit, wo es nicht mehr darum geht, dass der eine die Ideen des anderen umsetzt. Sondern es geht darum, von beiden Medien aus zu einer Sprache zu finden, die man vielleicht nicht kennt, aber die den Zuschauer ansieht, und dort eigene Erfahrungen oder Bilder auslöst”.

Entstanden ist die Arbeit während der Pandemie, eine Zeit in der sich unsere Körperwahrnehmung, insbesondere in Bezug auf Gesicht und Hände, verändert hat; Goldring fing während des ersten Lockdowns an, Menschen über Skype beim Händewaschen zu filmen, um daraufhin die Arbeit an und mit seinen eigenen Händen zu beginnen. Schad beschäftigt sich ihrerseits mit einer Bewegungsrecherche, die sich sowohl mit dem Ausdruck der Hände, mit all deren Fingerfertigkeiten, Faltungs-, Greif- , Druck-, Verschränksmöglichkeiten auseinandersetzt, als auch die Verbindungen der Hände, Finger, Unter- und Oberarme nach Prinzipien somatischer und asiatischer Bewegungspraktiken (Aikido, Meridianarbeit, Forschen nach Prinzipien der embryologischen Entwicklung) untersucht, um die Hände selbst zum Gesicht, zum Haupt (Kopf) oder zur fleischlichen Maske werden zu lassen.

Im Zusammenhang und als Kontrapunkt zu Personne ist in der Werkhalle Wiesenburg die Ausstellung Les yeux sans regard (Augen ohne Blick) von Laurent Goldring zu sehen. Das präsentierte Material entstand während des Arbeitsprozesses zu Personne, als Goldring begann, eine Reihe von Loops von ‚Augen ohne Blick‘ filmisch aufzuarbeiten. Der Titel resultiert aus Goldring‘s Beobachtung: ‚die Augen, gefangen zwischen Händen und Gesicht neigen dazu, den Punkt zu verfehlen – und das Bild zu übernehmen’.

Als Ergänzung des Programms findet im Volkspark Humboldthain eine Open Practice Session statt. Isabelle Schad wird in einer gemeinsamen Session Bewegungsprinzipien (mit Bezügen zu Aikido, Meridianarbeit, Prinzipien der embryologischen Entwicklung) rund um Personne vermitteln. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Verbindung von Händen, Fingern, Griffen zu den Füßen und der Gewichtsverlagerung, sowie der eigenen Wahrnehmung im Ganzen. Durch das gemeinsame Praktizieren wird den Teilnehmer*innen die Möglichkeit geboten, sich körperlich auszutauschen und die eigene Erfahrung mit der choreografischen Arbeit in Verbindung zu bringen.

Die OPS sind offen für alle | openpracticesessions.org

+ Cast & Credits

Konzept & Choreografie: Isabelle Schad, Laurent Goldring
Performance: Isabelle Schad
Sound Design: Damir Simunovic
Lichtdesign: Emma Juliard
Technik: Emma Juliard, Ivan Bartsch
Kostüm: Michael Sontag, Laurent Goldring, Isabelle Schad
PR/Vermittlung: Elena Basteri
Photo: Laurent Goldring
Produktionsleitung: Heiko Schramm

Produktion: Isabelle Schad | Die Arbeit von Isabelle Schad wird unterstützt von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa – Konzeptförderung, „Unterstützt durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ – STEPPING OUT, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen der Initiative NEUSTART KULTUR. Hilfsprogramm Tanz.“ | Dank an Wiesen 55 e.V, Residence Muzeum Susch and goldring-productions.

+ Programm

09. 09. 2021
17:00 Uhr | Isabelle Schad, Open Practice Session | Volkspark Humboldthain
18:00 Uhr | Laurent Goldring, Les yeux sans regard, Exhibition Opening | Werkhalle Wiesenburg

10. 09. 2021
12:00 – 21:00 Uhr Uhr | Laurent Goldring, Les yeux sans regard | Werkhalle Wiesenburg
19:00 Uhr | Isabelle Schad & Laurent Goldring: Personne (Premiere) | Tanzhalle Wiesenburg

11. 09. 2021
12:00 – 21:00 Uhr Uhr | Laurent Goldring, Les yeux sans regard | Werkhalle Wiesenburg
19:00 Uhr | Isabelle Schad & Laurent Goldring: Personne | Tanzhalle Wiesenburg

12. 09. 2021
12:00 – 21:00 Uhr Uhr | Laurent Goldring, Les yeux sans regard | Werkhalle Wiesenburg
17:00 Uhr | Classical Sunday | Werkhalle Wiesenburg
19:00 Uhr | Isabelle Schad & Laurent Goldring: Personne | Tanzhalle Wiesenburg

+ Wo | Tanzhalle & Werkhalle Wiesenburg, Wiesenstrasse 55, Wedding, 13357 Berlin
Meeting point Open Practice Session Humboldthain, 52 ° 32’42.3 „N 13 ° 23’03.1“ E

+ Tickets | Alle Veranstaltungen sind kostenlos. Eine Spende vom 5-10 € ist willkommen. Die Anzahl der Plätze ist begrenzt. Reservierung unter: info@isabelle-schad.net Bitte beachten Sie die aktuellen Corona Regeln, Teilnahme möglich mit 3G (getestet, genesen, geimpft) und AHA Regeln.

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